Schlagwort-Archiv Immanuel Kant

Lebensfragen / 11 – Zum ewigen Frieden

Monatsbeitrag November 2021:  Zum ewigen Frieden

Zum ewigen Frieden

Autor Peter W. Köhne

von Peter W. Köhne

Krieg und Frieden

Nach den Beiträgen der letzten Monate ergibt sich auch die Frage, wie sieht es eigentlich mit Frieden in unserer Welt aus? Wenn dieses „Auge um Auge …“, wie beim letzten Mal erwähnt immer noch missverstanden wird, ist dann überhaupt ein Frieden möglich. Von welchem Frieden reden wir eigentlich? Wenn wir uns umsehen, irgendwo in der Welt ist immer Krieg, im Kleinen wie im Großen. Die Konfliktforscher des Heidelberger Instituts für Konfliktforschung (HIIK*) zählten allein im Jahr 2021 weltweit 20 Kriege . Wie ist es also mit dem Frieden?

Frieden

Es wird von vielen Formen des Friedens gesprochen, dem Weltfrieden, dem nationalen Frieden, Landesfrieden, Stadtfrieden, Gemeindefrieden, Schulfrieden, Familienfrieden, Ehefrieden und persönlichem Frieden. Alle diese Arten des Friedens haben eines gemeinsam, den Menschen.

Immer wieder wird von verschiedenen Gesichtspunkten ausgehend beschrieben, wie Frieden zu erreichen wäre. Eine der bekanntesten Schriften dazu stammt vom deutschen Philosophen Immanuel Kant Zum ewigen Frieden. Ansätze daraus sind später auch in die Charta der der Vereinten Nationen (UN) eingeflossen. Seine bekannteste Behauptung war der kategorische Imperativ, der lautet: „Handle jederzeit nach derjenigen Maxime, deren Allgemeinheit als Gesetzes du zugleich wollen kannst“. Etwas einfacher formuliert bedeutet das:  „Handle jederzeit nach dem Grundsatz, der ohne jeden Widerspruch als allgemeines Gesetz anerkannt wird.“

Der philosophische Entwurf Zum ewigen Frieden zeigt in den sechs Präliminarartikeln (Einleitungen) Bedingungen auf, die erfüllt sein müssen, um dauerhaften Frieden zwischen den Staaten der Welt möglich zu machen. Gut und schön, diese Bedingungen beinhalten automatisch Einschränkungen für jeden  der Staaten. Wenn sie dem Interesse des Friedens dienen, bedeutet das damit auch, es müssen Kompromisse eingegangen werden.

Dies ist mir zu wenig, der kategorische Imperativ trifft besser den Kern, weswegen der Weg zum dauerhaften Frieden kein leichter Prozess ist. Später mehr dazu.

Krieg

Wenn wir an Krieg denken, liegt es  nahe, es mit Säbelrasseln, Kanonen und Bomben in Verbindung zu bringen. Sicher ist das oft der Fall, weil es am auffälligsten ist. Es beginnt aber schon im kleinsten Kreis des Zusammenlebens, dass Zwietracht und Streit zwischen Familienmitgliedern herrscht. Schon dort beginnt der Krieg.  Interessant ist, was im Neuen Testament der Bibel im Lukasevangelium von Jesus gesagt wird  (Lukas 12, 51-53):

Meint ihr, dass ich  gekommen sei, um Frieden auf der Erde zu schaffen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen, Zwietracht zwischen Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Schwiegermutter und Schwiegertochter.

So ist hier schon ein Ansatz zum Kleinkrieg, der sich dann später ausgeweitet hat, über den Haushalt hinaus in die Welt bis zu Staaten, König- und Kaiserreichen. Diese Kriege waren anfangs gleichzeitig religiös und politisch bestimmt. Später wurden dann Kriege als Eroberungskriege geführt wie durch Alexander den Großen, religiös geführte Kriege wie die Kreuzzüge und in Kombination „Heilige Kriege“ wie der Dschihad im Islam, durch den auch die schnelle Verbreitung des Islam zu erklären ist.

Mit einer kleinen Stadt in Mittelitalien, die 753 v. Chr. gegründet wurde, Rom, begann der Siegeszug der römischen Eroberungen bis in den Norden Europas (de bello gallico), alles mit Waffengewalt. Bei der Schlacht im Teuteburger Wald allerdings erlitten drei römische Legionen unter Quinctilius Varus eine verheerende Niederlage durch die Germanen unter Führung des Cherusker-Fürsten Arminius (Herrmann der Cherusker). Dies stoppte den Eroberungskrieg der Römer rechtsrheinisch in Richtung Nordgermanien bis zur Elbe. War dies ein gerechter Krieg der Germanen gegen die Römer? Kaiser Augustus empfand dies wohl nicht so, als er ausgerufen haben soll: „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder!“

Rechtsgeschichtlich wäre die Schlacht im Teuteburger Wald wohl ein gerechter Krieg gewesen, da sich die Germanen gegen den Überfall der Römer gewehrt hatten. Aber die Frage bleibt: „Gibt es denn einen gerechten Krieg?“ Generell kann kein Krieg gerecht sein, wenn auch der gerechte Krieg später ein Teil des kirchlichen Rechts wurde.

Auch aus der oben schon genannten biblischen Aussage: Auge um Auge, Zahn um Zahn … ist kein Recht zu einem gerechten Krieg oder Rachefeldzug abzuleiten.  Wie wir bei der Betrachtung des Karmagesetzes gesehen haben, geht es dabei um einen Ausgleich, bei dem für jedes Vergehen, also auch Krieg, ein Ausgleich geschaffen werden muss oder eine genau bemessene, gleichwertige Strafe erfolgen soll. Jedoch, wer soll der Richter sein? Aber das hilft uns auch nicht weiter, am Ende gibt es dann doch wieder Kriege, seien es Weltkriege, nationale Kriege, Bürgerkriege, Stammeskriege, Bandenkriege oder auch nur Rosenkriege. Wie kommt es überhaupt dazu, Kriege anzuzetteln?

Ursachen

Punkt drei meines Leitbildes beginnt mit:  „In der Gewissheit, dass der Mensch die Wurzel aller Probleme in dieser Welt ist, ……, haben wir schon die Hauptursache gefunden! Ohne den Menschen gäbe es keine Kriege. Etwas anders gesehen, dass vielleicht schockiert: „Ohne den Wunsch nach Frieden gäbe es keine Kriege!“ Wieso? Krieg und Frieden sind Gegensatzpaare der Polarität, bei der ein Pol ohne den anderen nicht existieren kann. Umgekehrt betrachtet, könnten wir Kriege wirklich abschaffen, würden wir auch den Frieden abschaffen. Warum? Weil nach mehreren Generationen niemand mehr wüsste, was Frieden eigentlich ist, weil der Vergleich zum Gegenpol Krieg fehlen würde.

Kommen wir aber zurück zum Menschen, diese Ursachen sind leichter zu verstehen. Seit Jahrtausenden gibt es das Wissen um die Ursachen, warum es immer wieder Probleme und Kriege gibt. Sie haben viele Namen, nur drei davon als Beispiele, die 4 Geistesgifte im Zen Buddhismus, die 7 Todsünden im Christentum oder auch die 5 Perversionen des Verstandes, die ich schon mehrfach erwähnt und beschrieben habe, welche sind Lust, Gier, Eitelkeit, Ärger und Bindung (s.u.).

Lösung

 Die Lösung all der Probleme, die die Menschen verursachen, liegt also bei ihnen selbst. Der „Heilige Krieg“ wäre demnach ein Kampf gegen den eigenen „Inneren Schweinehund“, der durch die 5 Perversionen des Verstandes immer wieder zuschlägt. An diesen Fünf zu arbeiten und sie aufzulösen, erfordert viel Ausdauer und Disziplin. Ersetzen wir Lust durch inneren Abstand, Gier durch Bescheidenheit, Eitelkeit durch Einfachheit, Ärger durch Nachsicht und  Bindung durch Losgelöstheit. Mehr dazu unter „Die Perversionen des Verstandes“.

Zurück zu Kant, zum kategorischen Imperativ (s.o.): „Handle jederzeit nach dem Grundsatz, der ohne jeden Widerspruch als allgemeines Gesetz anerkannt wird.“ Dies ist eine große Herausforderung, solche Grundsätze zu definieren und umzusetzen, dies verlangt eine höhere Ethik, die nicht nur den Menschen berücksichtigt, sondern ALLES, die gesamte Natur und Welt einschließt. Nicht zuletzt sollten wir uns auch überlegen, ob und welche Rolle dabei eine höhere Intelligenz, nennen wir sie Gott oder Das Ganze, spielt.

Finden wir alle den Frieden in uns selbst, hat der Krieg keine Chance mehr!

Im Dezember fragen wir nach dem Hauptakteur des Rades der Vierundachtzig, die Seele

Munovamus LogoAlle verfügbaren Beiträge (2017-2021) in der Gesamtübersicht.

* HIIK  Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung e.V.