12 Spielregeln des Lebens / 8

12 Spielregeln des Lebens / 8

Monatsbeitrag August 2020

Spielregel Nr. 8: Klauen

von Peter W. Köhne

Es gibt viele Spielregeln im Leben, Gebote, Gesetze, Vereinbarungen, die nicht alle in den unterschiedlichen Kulturen gleich sind. Die bekanntesten Spielregeln des Abendlandes sind wohl die 10 Gebote des Alten Testaments, da diese das Abendland am stärksten geprägt haben. Allerdings sind auch diese Gebote nicht einheitlich, wie ich im Januar-Blog gezeigt habe. In diesem Monat geht es ums Klauen.

Ehrlich währt am längsten …

… und wer nicht stiehlt, der kommt zu nichts … Diesen Spruch habe ich öfters gehört. Er wurde immer mit einem leichten Schmunzeln ausgesprochen, das zeigen sollte, dass es nicht so ernst gemeint ist und man es ja sowieso nicht tun würde ……

Schauen wir uns die Diebstahlstatistik einmal an, müssen wir uns allerdings fragen, ob es nicht doch in irgendeiner Weise stimmt. Es wird viel geklaut, im Kleinen wie im Großen. Ich bevorzuge für dieses Verhalten das Wort „Klauen“. Das ist für mich bildlich zutreffender, die gierige Klaue oder Kralle, die alles an sich reißt, ist gut zu erkennen. Gier spielt beim Klauen eine wichtige Rolle, Gier ist eine der fünf Perversionen des Verstandes.

Gründe fürs Klauen

Ganz gleich, wie wir es nennen, entwenden, wegnehmen, unterschlagen, abzocken, stehlen, klauen oder rauben, zum Schluss ist es weg, das Geld, das Handy, Wertgegenstände und vieles mehr … Gründe dafür gibt es viele, nur eine wirklich soziale Notlage liegt in den seltensten Fällen vor, um zum Beispiel von Mundraub oder Notdiebstahl zu sprechen. In vielen Fällen wird es mehr sportlich gesehen, der besondere Kick, eine Mutprobe, nicht erwischt zu werden. Vielleicht spielt es auch eine Rolle, sich selbst zu belohnen oder bei Kleidung kommt es immer wieder vor, dass man sie sich nicht leisten kann aber trotzdem ‚en vogue’ sein will.

„Bevor wir betteln, geh’n wir klau’n“ zeigt ein Graffiti an einer Mauer am Bahnhof in Celle. Sicher, genug Möglichkeiten dazu gibt es ja, Taschendiebstahl, Fahrraddiebstahl, Beischlafdiebstahl, Trickdiebstahl, Ladendiebstahl, Gedankendiebstahl, Plagiate, Cum-Ex-Geschäfte und viele andere. Ein Ladendieb, der schließlich doch einmal erwischt wurde, wurde gefragt, was er mit dem Diebesgut anschließend macht. Er antwortete, dass er ein paar Sachen behält und den Rest an die Bettler weitergibt. Aha, sogar ein kleiner Robin Hood, oder?

 Klauen rechnet sich nicht

Wie fühlen sich Menschen, die beklaut wurden? Die Bandbreite ist sehr groß von betroffen über entsetzt, verzweifelt, verärgert, wütend, hasserfüllt bis rachsüchtig. Ich bin eher traurig und enttäuscht von den Menschen, die darin eine Lösung für ihre Probleme sehen, denn es zahlt sich letztendlich nicht aus.

„Wie gewonnen, so zerronnen“, sagt ein Sprichwort. Dies bedeutet nichts anderes, als dass sich alles wieder ausgleicht, unterm Strich hat dann das Klauen nichts gebracht. Ich habe es bei einem eigenen andersartigen Fall einmal aufgerechnet. In jungen Jahren hatte ich indirekt einen Tiefstrahler zerstört, was mir aber nicht nachzuweisen war. Ich wies die Forderung auf Ersatz zurück. Kurze Zeit später verschuldete ich einen Unfall. Dies kostete mich genau den Betrag, den ich für den Tiefstrahler nicht hatte zahlen wollen. Zufall? Nein, für mich gibt es keine Zufälle, selbst Einstein war davon überzeugt.

Ein Ausweg

Aber gibt es eine Lösung, statt betteln nicht zu klauen? Das erinnert mich an die Geschichte von dem Bettler auf der Themsebrücke, dem ein Passant kein Geld gab aber einen Rat: „Mache dich nützlich!“ Er erklärte ihm, dass er achtsam durchs Leben gehen solle, um herauszufinden, wo er sich nützlich machen kann. Um es kurz zu machen, der Bettler tat es immer wieder und wurde später der Geschäftsführer einer Spedition. Ob es sich immer so entwickelt, kann niemand sagen. Allerdings muss der erste Schritt gemacht werden und der ist nicht so leicht, denn das Gefühl, Opfer zu sein, muss aufgegeben werden. Wir selbst entscheiden, was in unserem Leben geschieht, niemand sonst! Wenn dieser Schritt erst getan ist, ist der Weg offen für einen neuen Lebensweg.

Herzensdiebstahl

In der Operette ‚Im weißen Rößl‘ von Ralph Benatzky heißt es an einer Stelle: „ … ich kann nichts Schöneres mir denken, als dir mein Herz zu schenken…“. Nun, bei diesem Lied geht es mehr um ein Tauschgeschäft … ich geb’ dir meins und du mir deins… Aber angenommen, da hat sich ein junger Mann in eine Frau verliebt und ihr sein „Herz geschenkt“. Sehr leichtsinnig! Die verliebte Phase dauert nicht lange und er will sein Herz zurück, wie Herbert Grönemeyer singt: „Gib mir mein Herz zurück, du brauchst meine Liebe nicht…!“ Dumm gelaufen, denn schon als Kind habe ich gelernt: „Geschenkt bleibt geschenkt, wiederholen ist gestohlen!“ Also wäre ein Zurückfordern des geschenkten Herzens dann ein „Herzensdiebstahl“? Den können sich aber alle Verliebten sparen. Entwickelt sich die Beziehung wirklich zu einer wahren Liebe, sind die Herzen über den höchsten unserer 12 Sinne, den Ich/Du-Sinn, sowieso eng miteinander verbunden und eins.

Niemand muss klauen, es gibt immer einen Weg aus einem Problem, wir müssen nur wollen, wie Peter Horton in einem Lied singt: „Irgendwie geht es immer und es ist sogar was dran, dass man wenn man wirklich will, selbst Berge versetzen kann“

 Lasst uns also Berge versetzen, statt zu klauen.

Die weite Verzweigung dieser Spielregel ist erstaunlich, als gäbe es eine Parallelwelt des Diebstahls, ähnlich dem Darknet zum Internet, lieber straffällig werden als sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Klar, dass es nicht so leicht ist, wie es gesagt wird. Aber, um das zu lösen, müssen alle mitmachen. Hier wieder die vier Betrachtungsmöglichkeiten wie im Januar-Blog beschrieben:

Die BIBEL (Martin Luther):
Du sollst nicht stehlen.

Die SCHRIFT (Hebräischer  Urtext):
Stiehl nicht.

Authentische Aussage (Pierre de Forêt):
Die Erde ist geschaffen für alle Menschen zu gleichen Teilen. Wenn du dich der Völlerei hingibst, wird dein Bruder hungern. Wenn du zwei Röcke hast, wird dein Bruder nackt sein. Wenn du zwei Esel hast, wird dein Bruder die Last selbst tragen. Wenn du mehr Land hast als du brauchst, um deine Sippe satt zu machen, wird dein Bruder seine Sippe nicht satt machen können. Deshalb wisse: Wenn du mehr dein Eigen nennst, als du und deine Sippe brauchen, dann ist das gleich Diebstahl an deinem Bruder.

Die  8. Verpflichtung (Neale Donald Walsch):
Ihr nehmt kein Ding, dass euch nicht gehört, noch betrügt ihr, schmiedet einen Komplott oder schadet einem anderen, um etwas zu bekommen, denn das hieße stehlen. Ich verspreche euch, dass ihr, wenn ihr Gott gefunden habt, nicht stehlt…

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